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Bei "schlafenden" Fingern hellwach sein

Klinikgespräch mit Chefärztin Dr. Martina Mittag-Bonsch im CentrumMensch

Was steckt dahinter, wenn Finger taub werden, „einschlafen“? Mit dieser Frage beschäftigt sich Chefärztin Dr. Martina Mittag-Bonsch beim Klinikgespräch am Mittwoch, 27. November, ab 18.30 Uhr im Konferenzraum im CentrumMensch in Gaildorf

Die Handspezialistin erklärt auch für Laien sehr anschaulich aus welchem Grund die Nerven der Hand „beleidigt“ reagieren. Die Störungen an den drei Nerven, die die Hand versorgen, werden durch Taubheitsgefühl, Kribbeln, jähes Zucken wie bei einem Stromschlag und zum Teil höllische Schmerzen angezeigt. Nicht selten sind Beeinträchtigungen der Feinmotorik und Kraftverlust beim Greifen. Wer nichts unternimmt, riskiert, dass Muskeln unwiederbringlich abgebaut werden.

„Fast die Hälfte aller älteren Menschen hat Probleme mit den Händen“, erklärt Dr. med. Martina Mittag-Bonsch. Die Chefärztin der Chirurgie stellt drei typische Nervenstörungen der Hand und des damit verbundenen Bewegungsapparates der Arme vor. Für Fragen ist wieder ausreichend Zeit eingeplant. Therapien setzen zunächst mit entzündungshemmenden und abschwellenden Medikamenten an. Auch eine Ruhigstellung und später gezielte Bewegung helfen. Bleiben diese Therapiewege ohne Erfolg, ist an eine Operation zu denken. Dabei sind die Erfolgsaussichten sehr gut.

Am häufigsten wird ein Karpaltunnelsyndrom festgestellt. Betroffen sind oft ältere Menschen und Frauen drei- bis viermal häufiger als Männer. Dabei wird der Nerv im Bereich des Handgelenks eingeengt, weil der Karpaltunnel z. B. infolge einer Arthrose oder eines Bruchs zu eng geworden ist. Auch können Sehnenscheiden bei rheumatischen Erkrankungen, Überlastung, Stoffwechselstörungen oder in der Schwangerschaft angeschwollen sein. Betroffen sind von den typischen Symptomen – Taubheit, Kribbeln, Kraftlosigkeit – der Daumen, der Zeige- und der Mittelfinger. Es können Schmerzen in der Hand auftreten. Nervenschmerzen können bis in den Oberarm und die Schulter ausstrahlen. Oft treten die Schmerzen nachts auf, weil viele Menschen mit angewinkelten Handgelenken schlafen und dadurch die Durchblutung in diesem Bereich eingeschränkt wird.

Der kleine Finger und der Ringfinger reagieren „genervt“, wenn die Leitbahn am Handgelenk außen eingeengt wird. Ursache sind häufig Schwellungen nach einem Sturz oder Schlag auf den Ellbogen oder Unterarm. Der vom Ellbogen zum Handgelenk verlaufende nervus ulnarus (Ellennerv) ist sehr schmerzempfindlich und daher wird die Region im Volksmund als Musikantenknochen bezeichnet. Taubheit, die bis in den Handteller ausstrahlt, und eine Beugestellung der Endgelenke der beiden betroffenen Finger können typischerweise auftreten.

Als dritte Leitbahn, die die Hand „steuert“, kann der nervus radialis auf Einengungen und dadurch hervorgerufene Entzündungen und Schwellungen reagieren. Der Speichennerv ist für die Streckmuskeln des Ellbogens, des Handgelenks und der Fingergelenke zuständig. Ist er im Unterarm beim Durchgang durch die Muskel-Logen beengt, reagiert er streckseitig am Daumen und Zeigefinger sowie am Handrücken sensibel. Infolge einer Lähmung der Handgelenk- und Fingerstrecker sind die Finger und das Handgelenk gebeugt. Es ergibt sich typischerweise eine Fallhand bzw. eine Stellung wie beim Handkuss. Beim „Logensyndrom“ können Blutgefäße, Muskeln und Nerven geschädigt werden.

Die Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms wird durch einen Neurologen abgesichert, der die Nervenleitgeschwindigkeit misst. Das gilt auch für die Beeinträchtigungen des Ellen- und des Speichennervs. 
 

Dr. med. Martina Mittag-Bonsch ist die Ärztliche Direktorin des Klinikums Crailsheim. Eines Ihrer Spezialgebiete ist die Handchirurgie.
Foto: Siewert
Dr. med. Martina Mittag-Bonsch ist die Ärztliche Direktorin des Klinikums Crailsheim. Eines Ihrer Spezialgebiete ist die Handchirurgie.
Foto: Siewert