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Gastronomie In der Küche des ehemaligen Gaildorfer Krankenhauses schlägt das Herz von „Tischlein-Deck-Dich“. Die Caterer kämpfen im Lockdown um ihre Existenz.
Volle Auftragsbücher sind Geschichte. Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown haben das Geschäft der regionalen Initiative „Tischlein-Deck-Dich“ einbrechen lassen. So ist es auch in der im Jahr 2017 angemieteten Großküche im ehemaligen Gaildorfer Kreiskrankenhaus still geworden.
Margit Brehm aus Sulzbach-Laufen und Ramona Sänger-Mayer aus Gaildorf sind die Geschäftsführerinnen des seit 2007 als GmbH aufgestellten Projektes. Gleichzeitig sind die beiden Gesellschafterinnen des Unternehmens. Gaby Bauer aus Dörrmenz und Annette Stolz aus Dörzbach ergänzen diesen Kreis und tragen die Geschäftsidee und die Dienstleistungen ins Haller und Hohenloher Land hinaus.
Obwohl das Herz von „Tischlein-Deck-Dich“ in Gaildorf schlägt, sind die Frauen und ihr Team vielfach präsent. Der Durchbruch, ihren Catering-Service auch einem großen Publikum anzubieten und damit erfolgreich zu sein, gelang bei einer Abitur-Feier im Haller Gymnasium Sankt Michael, erinnert sich Margit Brehm. Rund 500 Gäste wurden von den Frauen aufs Beste bewirtet. Noch einen drauf setzten sie beim Firmenfest von PVS Kunststofftechnik in Niedernhall. Dort war der Ansturm von 800 hungrigen Besuchern zu bewältigen.
Buchungen brechen ein
Doch dann kam das Corona-Virus und nach nur noch drei Veranstaltungen im März 2020 gingen die Buchungen auf Null zurück. Das war für die Frauen bitter und zwang sie, nach dem Aufbrauchen von Rücklagen, auf staatliche Unterstützung zurück zu greifen. Die beiden Geschäftsführerinnen beschreiben das dafür erforderliche Prozedere als „kompliziert“, doch ihr „zackiger Steuerberater“ habe da sehr geholfen.
Dennoch steckte der Teufel häufig im Detail. Für ein Cateringunternehmen sei es enorm schwierig vorauszuplanen und entsprechende Prognosen über die zu erwartenden Einkünfte zu machen, sagt Ramona Sänger-Mayer und meint, diese Angaben im Nachhinein zu machen, sei deutlich einfacher. Wie Bund und Länder die Maßnahmen zur Begrenzung der Corona-Pandemie handhaben, lasse viele Fragen offen – besonders für die Gastronomie. „Wir sind das allerletzte Glied in der Kette. Solange keine Veranstaltungen genehmigt sind, wissen wir nicht, wann es wieder los gehen wird“, klagt Ramona Sänger-Mayer. Zusammen mit ihrer Geschäftsführer-Kollegin wünscht sie sich von der Regierung mehr Verlässlichkeit: „Für uns wäre es schön, wenn wir Planungssicherheit hätten.“
Auf Wochenmärkten präsent
In Zeiten des Lockdowns ist von den beiden Frauen derzeit viel Kreativität gefragt. „Wir müssen kleine Sachen machen“, erklärt Ramona Sänger-Mayer und nennt zwei Beispiele. So sei man an jedem Donnerstag mit einem Stand auf dem Gaildorfer Wochenmarkt vertreten und biete freitags auf dem Lukasmarkt in Schwäbisch Hall ebenfalls eigene Produkte und etwas Handelsware an. Was Letzteres betrifft, arbeiten die Frauen gerne mit der Gaildorfer Kaffeerösterei „Kochergold“ zusammen.
Die Kooperation sei ein Geben und ein Nehmen. Die Frauen haben den Gaildorfer Kaffee ins Angebot aufgenommen, im Shop von „Kochergold“ stehen dafür Gläser mit leckerem Eingekochten von „Tischlein-Deck-Dich“. Das funktioniere gut und sei aktuell „das einzige, was motiviert und über die Zeit rettet“, so Ramona Sänger-Mayer. Doch das soll nicht das einzige Standbein in der Krise bleiben. Große Hoffnung setzt sie unter anderem auf eine lokale Direktvermarktungs-Initiative, die sich noch in diesem Jahr im Umfeld der Kaffeerösterei „Kochergold“ gründen soll.
Bis dahin bleibt es bei kleineren Projekten wie dem Direktverkauf von Schlachtplatte aus der ehemaligen Krankenhaus-Küche und am 7. März von Rinderrouladen mit Beilagen und einem vegetarischen Gericht. Doch dabei gebe es auch Probleme. Die Frauen von „Tischlein-Deck-Dich“ haben sich nicht nur der Regionalität, sondern auch der Nachhaltigkeit verschrieben. Um diesen Prinzipien treu zu bleiben, sind alternative Verpackungs- und Mehrweg-Konzepte gefragt.
RUNDSCHAU GAILDORF / HALLER TAGBLATT / 02.03.2021 / Peter Lindau